Der Industriehof: Von auto- zu kunstgerecht

In der Eröffnungsausstellung «Spring in Your Steps» zeigt die Galerie Lullin Ferrari einen bunten Strauss von Arbeiten.

Viele Zürcher Galerien schlossen sich dem Zurich Art March an und verköstigten am Wochenende Kulturhungrige endlich wieder mit dem Nährstoff Kunst. Die Galerie Lullin Ferrari bot in ihren neuen Räumlichkeiten eine Promenade architecturale an. 

Der sogenannte Industriehof im Zürcher Industriequartier wurde 1929 durch den Architekten Fritz Fischer als Wohn- und Geschäftshaus entworfen. Der Fachmann für autogerechtes Bauen versah den Bau mit einer Tiefgarage, damals die erste ihrer Art. Später kamen ähnliche Häuser dazu, eines im Kreis vier beim Albisriederplatz und eines in Wollishofen. Die denkmalgeschützte Liegenschaft besteht aus drei zusammengebauten Hausteilen und wurde 2016 saniert. Das fünfstöckige Haus mit der unverkennbaren Silhouette liegt unweit des Löwenbräukunst-Areals und ist schon seit 2008 Sitz zweier Galerien. Die Galerie Bolte Lang schloss 2019 ihre Tore. Bis Ende letzten Jahres wurden die Räume durch «Rue Hippolyte» genutzt, ein Projekt, das sich an der Schnittstelle von Design und Kunst positioniert. Nachdem auch diese Nutzung zu einem Ende kam, übernahmen Etienne Lullin und Corrado Ferrari die Räumlichkeiten mit der Idee, ihren Stammsitz zu erweitern.

Der Industriehof wurde von 2014 bis 2016 durch das Büro Meier + Steinauer Partner saniert. (Foto: Meier + Steinauer Partner)

Die Eröffnungsausstellung «Spring in Your Step» zeigt einmal mehr die Expertise und das sichere Gespür für die Wirkung von Kunst der beiden erfahrenen Galeristen. Arbeiten ihrer Künstler*innen setzen sie gekonnt mit Werken aus den Beständen der Galerie in Bezug. Während des Art-March-Wochenendes konnten Besucher*innen erleben, wie sich die frisch bezogenen Räume schrittweise zu füllen begannen. Zuständig für den sensiblen und präzisen Umbau ist die Architektin Gabriela Güntert. Zwei neue Durchbrüche verbinden die alte Galerie mit der neuen Ausstellungsfläche, was anfangs zu verwirrenden Durchblicken und Konstellationen führen kann. Aber zugleich passt dieses Fluide und Offene zu unserer Zeit. Auch wenn zunächst das exakte Gegenteil der Fall zu sein scheint: Das Aufbrechen von starren Wänden ist genau, was wir jetzt brauchen. Das Sensorische und Feinstoffliche der Kultur soll wieder Platz in unserem Leben bekommen dürfen. In diesem Sinne: Folgen wir frohen Mutes diesen Schritten in den Frühling!

An den hinteren Gewerberäumen des Baus ist der Garagencharakter noch ablesbar. Zu sehen ist die Arbeit «Slices From a Dream» von Katja Schenker. Die Cuts stammen aus dem Werk «Dreamer», das Schenker an der FHNW in Muttenz realisiert hat.

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