Koka Ramishvili – H O R I Z O N
27. October – 22. Dezember 2023
Wir freuen uns sehr, die erste Ausstellung des schweizerisch-georgischen Künstlers Koka Ramishvili (*1956 in Tbilissi, Georgien, lebt seit 2000 in Genf) in unserer Galerie zu zeigen. Koka Ramishvili ist einer der bedeutendsten Kunstschaffenden aus Georgien.
In den 1980er Jahren war er als Künstler im Theaterkollektiv Orpheus in Tbilissi für Bühnenbild, Licht und Requisiten tätig. Diese Erfahrung übte einen grossen Einfluss auf ihn aus und bestärkte ihn, interdisziplinär zu arbeiten. Koka Ramishvili benutzt für seine Kunst verschiedene Medien, Fotografie, Film, Zeichnung, Skulptur und Malerei. In jeder seiner Ausstellungen verhandelt er unterschiedliche bildnerische Fragestellungen.
Für seine Schau in Zürich richtet er sein Hauptaugenmerk auf das Konzept der Landschaftsdarstellung: Landschaft als Installation und Landschaft als Malerei. Koka Ramishvili nähert sich der Wiedergabe der Landschaft nicht nur aus einer Position der Schwerkraft, sondern auch aus einer sphärischen Position. Diese Betrachtungsweise wird im ersten Raum der Ausstellung ersichtlich, indem eine kleinere und sechs grössere Papierarbeit unter dem übergreifenden Titel Horizon hängen. Koka Ramishvili bezeichnet diese Folge von Bildern als eine Melodie der Landschaft. Die einzige Arbeit, die eine Horizontlinie aufweist, ist das kleinere Blatt. Dabei handelt es sich um die Darstellung eines alten japanischen Trinkgefäss, das in dieser Serie von Papierarbeiten die Essenz der Landschaftsdarstellung beinhaltet.
Im zweiten Raum hängt das Bild Land, indem Koka Ramishvili auf den ersten Blick eine traditio-nellere Auffassung der Landschaftsdarstellung wiedergibt, nämlich die Vorstellung der Renaissance, dass das Bild ein Blick aus einem Fenster darstellt. Koka Ramishvili bricht aber diese Vorstellung der perspektivischen Tiefenwiedergabe, indem er die Landschaftsdarstellung an drei Seiten mit einem weissen, begrenzenden Rand umgibt, dadurch verdeutlicht Koka Ramishvili, dass das Bild nur Tiefe vorgibt und immer eine Oberfläche besitzt.
Auch thematisiert er durch die Anfügung von drei Randflächen die Wahl des Bildausschnitts. In der Gruppe der farbintensiven Lost Landscape Arbeiten hat sich die Landschaft von der zweiten Dimension in die dritte Dimensionen nach unten bewegt. Die Landschaft wird dreidimensional und in mehreren Farbschichten auf Holz gemalt, das als Material erneut Landschaft vorstellt. Die leuchtende Wirkung dieser skulpturalen Arbeiten erzielt Koka Ramishvili, indem er einen auf einer Amber Basis hergestellten Firnis auf die Farbfläche malt.
Die Modelle aus Karton auf einem erhöht positionierten Holzgestell sind dreidimensionale Umsetzungen von Gebäuden in Gemälden von Giorgio de Chirico. Koka Ramishvili sieht diese Bauten als Transformationen von Landschaft, da sie in den charakteristischen menschenlosen Stadtlandschaften von de Chirico zu denken sind. Sie sind laut Koka Ramishvili Modelle, um das Licht einzufangen, weshalb er ihnen die Bezeichnung Lichtmaschinen gibt. Sie wurden von ihm unter anderem geschaffen, um mit einer Leica Kamera M Monochrom (Typ 246) fotografiert zu werden. Diese hält nicht die Farbspektren RGB fest, sondern unzählige Variationen und Gradationen von Grau. Das Bild Orpheus‘ Harp stellt eine konzeptuelle Brücke zu der Gruppe der Lost Landscape Bilder und der Horizon Serie her. Die ungegenständliche Landschaft wird zu den Saiten der Harfe von Orpheus.