Slawomir Elsner
Geraubte Küsse
3. Juni – 15. Juli 2023
Wir freuen uns sehr, die dritte Einzelausstellung von Slawomir Elsner (*1976 in Wodzisław Slaski, Polen, lebt und arbeitet in Berlin) in der Galerie zu präsentieren. Diesmal wählt Elsner die Gattungen Stillleben, Porträt und Figurenbild für seine Farbstiftadaptionen nach Alten Meistern. Daneben hängt er drei abstrakte Aquarelle und schliesst neu auch ein Aquarell mit einer Landschaftsdarstellung nach einem Alten Meister in seine bildnerischen Recherchen mit ein.
Im ersten Raum seiner Ausstellung zeigt er seine ganze Meisterschaft, durch die Reduktion der Darstellungsmittel ausserordentliche Arbeiten zu schaffen. Eine Figurendarstellung der Judith in Ganzfigur nach Giorgione hängt gleich zu Beginn seiner Präsentation. Wie immer entspricht die Grösse der Bildfindungen von Elsner denjenigen der Originale, ungewöhnlich hingegen ist bei der Judith die reduzierte Farbigkeit der Darstellung auf die Farben Rot, Blau und Violet. Die Farbe Gelb und alle ihre Mischtöne Orange, Grün etc. sind nicht vorhanden. Diese überraschende Beschränkung der Farbwerte, die Elsner neben der Judith in zwei weiteren Darstellungen anwendet, erklärt sich aus dem Aufbewahrungsort der drei Originale: Alle drei Werke befinden sich in der Gemäldesammlung der Ermitage in St. Petersburg, die zurzeit Aufgrund des Krieges in der Ukraine und den damit einhergehenden Reisebeschränkungen nicht besucht werden kann. Auf subtile Weise thematisiert Elsner in diesen Bildern lediglich durch die Farbbeschränkung die aktuellen weltpolitischen Ereignisse.
Den in der Farbe reduzierten Bilder aus St. Petersburg stellt Elsner ein Pendant des gleichen Künstlers, aber aus einer anderen Metropole gegenüber, die demzufolge die richtigen Farben aufweisen. Beispielhaft ist die Gegenüberstellung der Bilder von Jean-Honoré Fragonard Der geraubte Kuss aus der Ermitage mit dem erotischen Bild Die Schaukel aus der Wallace Collection in London.
An der kurzen Wand hängt ein grossformatiges Aquarell in Farbabstufungen. Erstmals stellt ein Aquarell von Elsner eine Adaption eines Altmeister Bildes dar. Er lehnte sich für das Bild Aus der Serie Just Watercolors (113) – Morgen in den Bergen an ein Landschaftsbild von Caspar David Friedrich an. Das Original befindet sich in der Ermitage und sollte deshalb, gemäss Elsners Formel, keine Gelbtöne und -mischungen aufweisen. Elsner begann jedoch die Arbeit am Bild vor Kriegsausbruch und hatte sich damals noch keine Farbbeschränkungen auferlegt. Nach Kriegsbeginn überarbeitete er das Bild und legte blaue Schichten auf das beinahe vollendete Aquarell. Durch die Staffelung der Helligkeitswerte gelingt es Elsner besonders gut, den fortschreitenden Tagesanbruch in den morgendlichen Bergen einzufangen.
Im zweiten Raum befindet sich das Blatt Aus der Serie Just Watercolors (108) auf das Elsner gewagt das Blau in mehreren Schichten auf die bereits vorhandenen Gelb- und Rottöne setzte. Im Blatt Aus der Serie Just Watercolors (117) bemalte Elsner von links nach rechts folgend das Blatt mit einem hellblauen, dunkelblauen, grünen, roten und gelben Farbband. Danach legte er von oben nach unten folgend 57 grüne Schichten. Das Resultat ist eine Symphonie in grün, eine Farbe die Hoffnung symbolisiert.