Katja Schenker

27. Mai – 24. Juli 2021

Wir freuen uns sehr, eine Ausstellung von Katja Schenker mit Arbeiten in unterschiedlichen Techniken in unserer Galerie zu präsentieren. Neben einer neuen, performativen Plastik zeigt Katja Schenker im Eingangsraum der Galerie eine Monotypie von 2020. Im früheren Hauptraum der Galerie präsentiert sie Satka, einen 2019 entstandenen Video und im hinteren Raum der erweiterten Galerieräumlichkeiten steht eine Plastik aus der Werkgruppe Wie tief ist die Zeit? (Cut) von 2017.

Die Ausstellung beinhaltet außer der Zeichnung auf Papier alle künstlerischen Ausdrucksformen, derer sich Katja Schenker bedient. Zentraler Ausgangspunkt ihrer künstlerischen Arbeit ist stets ihr eigener Körper. Dies offenbart sich in unterschiedlicher Ausprägung in den ausgestellten Arbeiten.

Werke

Die Plastik, das erschließen bereits ihre Dimension und ihr Gewicht, ist direkt am Ort in der Galerie entstanden. Das rotbraune Volumen nimmt durch die durchdachte Setzung der Künstlerin den Mittelpunkt des Raumes ein. Die Eisenoxid-Farbe des Betons und das rötliche Nylonnetz rufen Assoziationen mit organischem Material hervor. Dieser Eindruck wird durch die Brüchigkeit des Materials, den Risslinien und Aussparungen noch verstärkt. Die Herstellung der Plastik, die großen Körpereinsatz erforderte, ist für die Rezeption der Arbeit von einiger Bedeutung: Die Machart lässt sich im fertigen Kunstwerk nur beschränkt nachvollziehen und vielleicht darf sie auch nicht bis in alle Details enthüllt werden, um den Zauber zu bewahren. Es sei aber soviel verraten, dass sich die Ausgewogenheit der Komposition den Prinzipien des Zufalls und genauen Entscheidungen verdankt. Die Bruchlinien des Betons verweisen auf die Zeichnungen von Katja Schenker. Sie hat die hautähnliche Fläche auf unterschiedliche Weise mit ihrem ganzen Körper und mit Werkzeug bearbeitet. Dabei ist der Zeitpunkt der Intervention von Belang: Wenige Stunden nachdem der Beton getrocknet ist, ist die entstandene Betonfläche weniger brüchig als wenn sie schon über 24 Stunden trocknete. Diese technischen Überlegungen sind in die Bearbeitung der roten Fläche eingegangen. Wichtig ist für Katja Schenker, dass die Risse sich dermaßen ausbreiten, dass in der Schwebe bleibt, ob die Struktur zusammenhält, oder auseinander zu brechen droht.

 

Haus, 2021

Eingefärbter Beton, Nylonnetz, 350 x 250 x 40 cm

 

Haus von Katja Schenker - Making of (Film von Severin Kuhn)

 

anrennen, 2020

Gouache auf Papier, 92.2 x 69 cm

Neben der performativen Plastik hängt eine Monotypie, die in gedruckter Konzentration Abdrücke vom rechten Oberkörper von Katja Schenker wiedergeben. Erkennbar sind ihre Schulter, Unterarm und Hüfte. Wie in der performativen Plastik sind auch in dieser Monotypie Bewegungsabläufe und Abdrucke verdichtet wiedergegeben.

 

Im Hauptraum präsentiert Katja Schenker erstmals in der Schweiz das Video Satka. Das Video zeigt eine Performance, die 2019 in einer Magnesit-Mine nahe der Stadt Satka im Uralgebirge für die 5. Ural-Biennale mit Unterstützung der Pro Helvetia Moskau aufgezeichnet wurde. Der Ort des Geschehens ist eine von Baggermaschinen geformte Landschaft, die einem ständigen Transformationsprozess durch den Menschen unterworfen ist. Die Unbeständigkeit, die Instabilität dieses trostlosen, kargen Landstrichs entspricht die Stimmung und Perspektive, die die Künstlerin in ihrer Videoperformance Satka vermittelt. Gefilmt mit einer GoPro-Kamera mit technischer Unterstützung von Severin Kuhn, steht das Bild nie still. Der Horizont schwankt. Katja Schenker wirbelt herum und scheint sich der Schwerkraft zu entziehen. Der einzige Fixpunkt ist der Knoten in der weißen Schnur, an der die Künstlerin die Kamera um ihren Körper schwingt. So öffnet die Künstlerin mit Satka einen Raum, fragt uns, wo wir stehen und woher wir kommen. Zugleich ist diese Videoperformance eine Analyse des Körpers und seiner physischen Möglichkeiten. Wie lange wird sich Katja Schenker noch so im Kreis drehen können?

Außerdem geht es beim Video Satka auch um den Blick auf den Körper der Künstlerin selber, gefilmt aus tausenden von Blickwinkeln von einer schwingenden GoPro-Kamera. Das sirrend schleppende Geräusch der rotierenden Kamera verstärkt den Eindruck der Unabänderlichkeit der menschlichen Existenz.

Satka, 2019

Videoperformace, 3’28“ (loop), Edition 3 + 1 AP, Variabel cm

Im hinteren Garagenraum steht die wuchtige und zugleich poetische Plastik aus der Serie Wie tief ist die Zeit? (Cut) von 2017. Die Werkgruppe entstand in Zusammenhang mit ihrem imposanten Kunst-am-Bau-Projekt im Atrium der Fachhochschule Nordwestschweiz in Muttenz. Dabei handelt es sich um einen Bau von pool Architekten aus Zürich.

 

Wie tief ist die Zeit? (Cut), 2017

Beton und verschiedene Rohstoffe, 120 x 206 x 16 cm

 

In allen ihren Arbeiten versteht es Katja Schenker grundlegende Fragen zur menschlichen Existenz anklingen zu lassen. In ihrer performativen Plastik ringt die Künstlerin mit dem Material und um die Ausdruckskraft, dabei ist ihr Körper Dreh- und Angelpunkt ihrer künstlerischen Arbeit.

 
Installationsansichten
Dokumentation